© Pfingstkranzgemeinschaft St.Joseph Oelde_J.O.2023
Brauchtum
Brauchtum und Geschichte
des Oelder Pfingstenkranz
Der Tanz um den Oelder Pfingstenkranz ist wohl
viele Jahrhunderte alt. Wie der Brauch in Oelde
entstanden sein könnte, sich entwickelt hat und
erhalten blieb, darüber gibt es allenfalls
Vermutungen. Im Oelder
Pfingstenkranzheftchen, 1950 herausgegeben,
wird das Brauchtum wie folgt erklärt: "Der
Pfingstenkranz stammt aus der Zeit des
Wotankults unserer Altvorderen, wo alljährlich
im Wonnenmonat das 'Mai- und Blumenfest'
gefeiert wurde.
Wotan war der Hauptgott unter den Göttern der
Germanen, der Gott der Ernte, des Ackerbaus
und der Viehzucht. Die größte Rolle auf dem
Maifest, der Freude über das Erwachen der
Natur Ausdruck geben sollte, spielte der
Mailbaum, in seiner ursprünglichen Form eine
mit Bändern und Fähnchen geschmückte Birke
(das Symbol der Gesundheit und der
Fruchtbarkeit, der heilige Baum Freyas), die in
vielen Gegenden unter Gesang von Haus zu
Haus getragen und zuletzt auf dem Marktplatz
des Ortes aufgestellt und von jung und alt bis in
die Nacht hinein umtanzt wurde.
Dieser Maibaum ist unserer Pfingstenstuhl. Im
Laufe der Jahrhunderte erhielt der Maibaum
einen christlichen Einschlag, und die uralten
Lieder, die der Naturverehrung dienten, wurden
vermischt mit Liedern der christlichen Religion "
Niemand hat bisher eindeutig klären können, ob
hier oder wo die Ursprünge des
Pfingstenkranzes zu finden sind. In Oelde hat
sich dieses uralte Brauchtum erhalten; weit und
breit im Umkreis kennt man den Pfingstenkranz
sonst nicht. Auffallende Ähnlichkeiten sind
jedoch mit den Lambertifeiern festzustellen, wie
sie alljährlich Mitte September in Münster und
im Münsterland stattfinden.
Für die Oelder "Eingeborenen" sind Pfingsten
und der Pfingstenkranz von jeher ein Begriff.
Insbesondere die Jugend hat sich diesem
Brauchtum stets leicht getan, ist sie es doch, die
hier ihrer Lebensfreude übermütig Ausdruck
geben kann. Die ältere Generation verhält sich
etwas reservierter, zumeist dann, wenn
jugendlicher Überschwang das alte Brauchtum
auf seine, auf heutige Weise interpretieren
möchte. Heutzutage ist das in Oelde
selbstverständlich alles anders. Nur der
Pfingstenkranz ist weiterhin jener
pyramidenförmige, vielleicht zwei bis drei Meter
hohe, aus drei Fitzebohnenstangen oder
Holzbalken gebildete Dreifuß geblieben, der in
der Spitze zusammengebunden und durch
Querbalken Standfestigkeit bekommt. So oder
ähnlich wird das Holzgestell seit alten Zeiten
gezimmert, bevor es mit Birkengrün (heute
meist Tannengrün) umwickelt, mit Fähnchen
besteckt und mit Fackeln behängt wird, die den
Pfingstenkranz am Abend so herrlich
beleuchten.
Alles ist von einem Geheimnis umgeben, denn
niemand weiß sicher, wie dieses Gebilde
entstanden ist und welche Aussage es trifft.
Nachmittags tanzen vor allem die Kinder (im
Reigen) um den Pfingstenkranz und singen
Lieder, die sonst weithin unbekannt sind. Oelder
Kinder lernen diese Lieder bereits in
Kindergarten und Grundschule, sofern Erzieher
und Lehrer brauchtumsfest sind. Abends
beteiligen sich an den Spielen alle, die sich jung
genug dazu fühlen. Auch hier prägen die
typischen Oelder Pfingstenkranzlieder wie " O
Buer wat kost' ju Hei? " ; "O Bauer hast Du
Geld" oder "Wir öffnen jetzt das Taubenhaus " ;
"Guter Freund ich frage Dir" ; "Schön-hannchen
in der Mühle" Spiel und Fest. Die 'Lieder' , hatte
schon 1920 Arnold Menne erkannt, gehören
zum Oelder Pfingstenkranz wie das Alleluja zum
Ostertag.
Belassen wir es einstweilen dabei, dass die
Herkunft unseres Oelder
Pfingstenkranzbrauches weitestgehend im
Dunkel der Geschichte verborgen bleibt. Freuen
wir uns darüber, dass uns ein höchst
interessanter, dazu eigenartig schöner und
sicher sehr alter Brauch erhalten blieb. Das ist
mit der Verpflichtung verbunden, ihn Jahr für
Jahr mit neuem Leben zu erfüllen.